BKA-GutachtenSchüsse auf jungen Autofahrer aus zwei Polizeiwaffen

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Eine Faustfeuerwaffe mit Magazin und Munition.

Eine Faustfeuerwaffe mit Magazin und Munition.

Fast ein Jahr nach Polizeischüssen auf einen 19-jährigen Autofahrer in Bad Salzuflen liegt der ermittelnden Staatsanwaltschaft ein Gutachten des Bundeskriminalamts zu den Schützen vor. Nach diesem BKA-Gutachten trafen fünf Kugeln den jungen Mann nach einer Verfolgungsjagd im Kreis Lippe im vergangenen Juni, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Mittwoch auf dpa-Anfrage. Vier davon seien zwei Dienstwaffen zuzuordnen, deren Halter geklärt. „Von der fünften Kugel wurde lediglich ein Fragment gesichert, das nicht für eine Untersuchung ausreichte.“ Zuvor hatte das „Westfalen-Blatt“ berichtet.

Nach derzeitigem Kenntnisstand sei der heute 20-Jährige querschnittsgelähmt, schilderte die Behördensprecherin. Gegen ihn werde weiter wegen versuchten Mordes ermittelt. Sechs Polizisten hatte in der Nacht zum 3. Juni 2023 auf den Fahrer geschossen.

Er war zuvor aufgefallen, weil sein Auto ohne eingeschaltetes Licht fuhr. Der Mann, der keinen Führerschein besaß, reagierte damals nicht auf die Aufforderung, zu stoppen und flüchtete aus Herford mit bis zu 200 Kilometern pro Stunde. Eine Verfolgungsjagd endete in einer Sackgasse in Bad Salzuflen. Dort wendete der Fahrer das Auto, gab Gas und fuhr auf zwei Beamte zu, die sich mit Sprüngen zur Seite retten mussten. In dem Moment sollen die ersten Schüsse gefallen sein.

Insgesamt hatten vier Polizistinnen und zwei Polizisten 34 Schüsse abgegeben, wie Innenminister Herbert Reul im vergangenen Herbst in einem Landtagsausschuss berichtet hatte. Die sechs Einsatzkräfte sind laut „Westfalen-Blatt“ seit dem Vorfall im Innendienst. Die Staatsanwaltschaft verfüge nun über vier Gutachten und strebe in den nächsten Wochen eine Entscheidung darüber an, ob und gegen welche Beamte sie Anklage erhebe. Die Sprecherin sagte dazu der dpa: „Nach Abschluss der Ermittlungen wird über die Anklageerhebung entschieden werden.“ (dpa)

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