Superfood aus EhrenfeldZwei Kölner züchten Mikro-Gemüse für Sterneköche

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Männer halten Paletten mit Pflanzen.

Microgreens: Die Brüder Steffen und Philipp Schröer züchten Mikro-Gemüse in der Westspitze am Alten Güterbahnhof.

Ob Hansestube oder Neobiota: Die Microgreens, das Mini-Grünzeug, das Steffen und Philipp Schröer an historischem Ort züchten, hat es in sich. 

An der Westspitze des Alten Güterbahnhofs tut sich was: Während die Betreiber des neuen Veranstaltungsorts, der dort bald entstehen soll, fleißig am Außenbereich mit Garten und den Räumen im Erdgeschoss werkeln, wachsen oben unter dem Dach der alten Villa, die das letzte erhaltene Gebäude der ehemaligen Bahndirektion ist, wahre Wunderpflanzen: Microgreens.

„Wir züchten die Pflanzen hier zu konstant gleichen Bedingungen“ erklärt Philipp Schröer, die eine Hälfte der Microgreens Brothers, die schon zu Pandemie-Zeiten auf diese Art der Landwirtschaft im Miniatur-Format kamen.

Paletten mit grünen Kresse-Pflanzen stehen unter hellen Leuchtröhren.

Microgreens wachsen in einem abgedunkelten und künstlich beleuchteten Raum in der Villa an der Westspitze.

Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Steffen ist die andere Hälfte, der als Redaktionsleiter für einen Sportverlag arbeitete. Während der Kurzarbeit in der Corona-Zeit blieb Zeit für anderes. Damals stieß Philipp im Intenet auf das Konzept des Vertical Farmings. „Bei Youtube stieß ich damals auf ein Erklär-Video zur Zucht der konzentrierten Mini-Pflanzen. Wir haben das dann einfach ausprobiert“, erinnert Philipp Schröer sich an die Anfänge vor knapp drei Jahren. In hochwertiger Bio-Erde wachsen in ihrem Dachgeschossraum an der Westspitze des Alten Güterbahnhofs jetzt verschiedene Gemüse-Pflanzen, aber nur bis zu einer Kresse-ähnlichen Höhe. Das Saatgut bezieht das Duo aus Italien. 

Alles zum Thema Gehobene Restaurants

Pflanzen werden an Sternerestaurants wie das Neobiota geliefert

Sorten wie Radieschen, Brokkoli, Erbse und Rucola werden in sieben bis zehn Tage dauernden Zyklen gezogen. Auf dem Höhepunkt ihres Nährstoffgehalts folgt dann die Ernte. Durch eine 18-Stunden-am-Tag-Beleuchtung mit 6000 Lumen starken LED-Leuchtmitteln wachsen die Pflanzen superschnell.

Verwendung finden sie in der Sterneküche, etwa bei renommierten Restaurants wie der Hansestube im Excelsior Hotel Ernst, dem Neobiota, aber auch in Ehrenfelder Restaurants wie dem Karl Hermanns an der Venloer Straße oder dem Baden-Baden, der Gastronomie im Neptunbad. „Die Pflänzchen schmecken so intensiv, dass sie von den Köchen als eigene Geschmacksträger geschätzt werden. Oft werden sie als Topping auf Vorspeisen oder Zutat im Salat verwendet“, erklärt Steffen Schröer. 

Ein dreistöckiges weitläufiges Gebäude mit beiger Fassade und ein mächtiger Baum davor sind zu sehen.

Die alte Villa auf dem Gelände des DB-Areals am Maarweg soll bald das Kulturzentrum Westspitze werden.

Geliefert werden sie in Pfandboxen.„ Wir legen großen Wert auf Nachhaltigkeit und wollen unnötigen Müll vermeiden“, berichtet Philipp Schröer. Und das gilt nicht nur für die Verpackung. Den Strom für die Leuchtmittel soll bald eine Solaranlage im Garten des Areals an der Westspitze liefern.

Nach den Gastronomie-Betrieben wollen die Brüder, die ursprünglich aus der Nähe von Soest in Westfalen stammen, aber schon seit vielen Jahren in Köln leben, nun auch Privatleute als Kunden gewinnen. Drei Boxen in verschiedenen Größen zu zehn, 15 oder 20 Euro wollen sie ab sofort anbieten. „Die Leute sollen uns anschreiben und wir stellen die Boxen dann zusammen. Der Abholtag soll der Mittwoch sein“, sagt Philipp Schröer.

Und wenn es gut läuft, können sich die Abholer dann auch bald im neuen Café des Kulturzentrums Westspitze aufhalten. Doch bis dahin muss noch ein wenig weiter gehämmert und gewerkelt werden. 


contact@microgreens.cologne

KStA abonnieren