InterviewPastoralreferent verlässt die Seelsorge in Odenthal nach mehr als 30 Jahren

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Christoph Schmitz-Hübsch (2. v.l.)

Christoph Schmitz-Hübsch (2. v.l.)

Pastoralreferent Christoph Schmitz-Hübsch wechselt zum Erzbistum.

Christoph Schmitz-Hübsch (60) ist seit 2006 als Pastoralreferent in der katholischen Kirchengemeinde Odenthal und Altenberg tätig. Nun wechselt er nach Köln, in die Personalabteilung des Erzbistums. Am Sonntag, 5. Mai, 10 Uhr, wird er in St. Pankratius verabschiedet.

Warum wechseln Sie nach Köln?

Christoph Schmitz-Hübsch: Es stand an, mich noch einmal auf etwas Neues einzulassen. Üblicherweise wird man nach zehn oder 15 Jahren versetzt. Mich hatte der Personalchef gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, nach 30 Jahren in der Seelsorge in die Personalabteilung zu wechseln. Dort begleite ich nun Pastoral- und Gemeindereferenten. Meine Frau und ich wohnen aber weiterhin in Odenthal.

Ein Ansprechpartner für alle Belange

Was macht ein Pastoralreferent?

Ein Pastoralreferent ist in der Gemeindeseelsorge tätig, kümmert sich um Kommunionvorbereitung, Familienpastoral, Jugendarbeit und vieles mehr. Studiert habe ich Diplom-Theologie, berufliche Stationen waren anschließend Zürich, Wuppertal und Euskirchen, seit 2006 Odenthal.

Wollten Sie mal Priester werden?

Nein, nicht wirklich. Ich habe eine kurze Phase lang überlegt, ins Kloster zu gehen. Aber Gemeindepfarrer, zölibatär zu leben, das wäre mir zu einsam gewesen.

Wie hat sich in Ihrer Zeit die Gemeindearbeit in Odenthal verändert?

Die Gemeinde ist kleiner, die Gottesdienstbesucher sind älter geworden. Es kommen nicht mehr viele junge Menschen. Kirche wird nicht mehr als so relevanter Teil des Lebens wahrgenommen. Das finde ich schade. Gerade in Krisensituation kann der Glaube an einen Gott, der mitleidet, Hilfe bieten. Und auch der Glaube daran, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.

Menschlich enttäuscht

Wie sind Sie damit umgegangen, dass auch in Odenthal und Altenberg zwei Priester tätig waren, die Sie persönlich kannten und denen sexualisierte Gewalt vorgeworfen wird?

Es hat mich erschüttert, weil es beides Menschen waren, denen ich es nicht zugetraut hätte. Das hat mich schwer getroffen. Ich habe das Proklamandum in Odenthal verlesen und dabei gedacht: An diesem Ambo habe ich auch gestanden, als Pfarrer Anders gestorben war. Das war gefühlsmäßig schwierig. Ich musste es mit den Menschen gemeinsam lernen, dass es fast nicht vorstellbar ist und jeder seine eigene Weise hat, damit umzugehen. Im Umgang mit Jugendlichen bin ich vielleicht noch bewusster und vorsichtiger geworden. Grenzen des Anderen wahrzunehmen und zu respektieren ist ja gut.

Was kann Kirche heute noch leisten?

Sie ist Lebensbegleiter in vielen Situationen, Trägerin vieler sozialer Einrichtungen. Sie kann Menschen unterstützen. Und selbst wenn manch einer ihrer Vertreter unglaubwürdig ist, hat sie immer noch eine Botschaft, die das Leben des Einzelnen und das Miteinander in positivem Sinne prägen kann.

Was muss sich ändern?

Die Vertreter dieser Kirche – mich eingeschlossen – müssen sich immer wieder fragen, ob sie auch tun, was sie predigen.

Was wünschen Sie Odenthal?

Dass Menschen merken: Hier ist es gut, hier sind Menschen, die das leben, was sie sich auf die Fahne geschrieben haben.

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