FC vor Schicksalsspiel gegen FreiburgTrainer Timo Schultz gibt sich unerschütterlich

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Timo Schultz gibt sich auch im Angesicht des drohenden Abstiegs unerschütterlich und setzt seine Arbeit mit dem 1. FC Köln unbeirrt fort.

Timo Schultz gibt sich auch im Angesicht des drohenden Abstiegs unerschütterlich und setzt seine Arbeit mit dem 1. FC Köln unbeirrt fort.

An diesem Wochenende könnte der  1. FC Köln zum siebten Mal in die Zweite Liga absteigen, die Mannschaft braucht am Samstag einen Sieg über den SC Freiburg.

Am Freitag veröffentlichte der 1. FC Köln die neueste Ausgabe des „Geißbockecho“, seines offiziellen Vereinsmagazins. Pünktlich zum ersten Wochenende, an dessen Ende die Kölner bei ungünstigem Verlauf des Spieltages als direkter Absteiger feststehen könnten, äußerte sich der Präsident noch einmal in einem ausführlichen Editorial.

Vor dem Spiel der Kölner am Samstagabend (18.30 Uhr) in Müngersdorf gegen den SC Freiburg, dessen Ausgang dramatische Folgen für den Verein haben konnte, richtete Werner Wolf den Blick weg vom Bundesliga-Geschehen und auf die grundsätzlichen Möglichkeiten des Klubs, dem er seit 2019 vorsteht. „Genau in diesen schwierigen Situationen wie jetzt gilt es, dranzubleiben und die langfristige Ausrichtung und Club-Entwicklung in den Fokus zu stellen“, hieß es da. Man lasse sich „von einer klar definierten, ganzheitlichen Strategie leiten, die das Ergebnis einer Weiterentwicklung unseres 2021 vorgestellten Matchplans ist“. Jenes Matchplans, den die „Süddeutsche Zeitung“ am vergangenen Wochenende noch einen „Märchenplan“ genannt hatte.

FC-Präsident Werner Wolf während der Partie des 1. FC Köln gegen Bochum (2:1) am 28. Spieltag.

FC-Präsident Werner Wolf während der Partie des 1. FC Köln gegen Bochum (2:1) am 28. Spieltag.

Kein Wort der Unterstützung an Mannschaft und Trainer, kein Aufruf an die Fans zum Zusammenhalt. Stattdessen die Ankündigung, „den Kurs zu halten“. Wolf stellte noch einmal fest, man werde mit der Geschäftsführung in die neue Saison gehen. Die „intensive Aufarbeitung der Fehler“ rechne der Vorstand den Bossen hoch an. Wichtiger als diese nicht näher benannten Fehler der Geschäftsführung und deren Aufarbeitung seien ohnehin die „Fortschritte in nahezu allen anderen Bereichen des FC“. Das alles blieb etwas vage, doch darf man wohl spekulieren, dass mit den nicht-anderen Bereichen soweit alles gemeint ist, das mit Profifußball zu tun hat.

Timo Schultz hatte schon am Donnerstag erklärt, dass der 1. FC Köln am Samstagabend durchaus noch versuchen werde, die verbliebenen Chancen im sportlichen Wettkampf zu ergreifen. Die Äußerungen der Vereinsspitze, deren Konzentration auf die „Liga-unabhängige Entwicklung“ des Klubs inmitten der entscheidenden Saisonphase: Der Trainer befasst sich mit anderen Dingen. „Das Thema ist für die Presse größer als für uns. Alles nebenher darf uns in der täglichen Arbeit nicht beeinflussen“, sagte der Trainer.

Nach einer angesichts der Mainzer Konterstärke vorsichtigen, womöglich übervorsichtigen ersten Halbzeit hatte Schultz am Sonntag im zweiten Durchgang eine „gute Leistung“ seiner Mannschaft gesehen, was für den stets zurückhaltenden Friesen beinahe ein euphorisches Lob bedeutete.

Es ist bitter. Ich hoffe, dass er bald wieder gesund ist und ins Training einsteigen kann
FC-Trainer Timo Schultz zu Mark Uths Ausfall

Die Kölner hatten tatsächlich eine Reaktion gezeigt und in Mark Uth sogar einen Spieler von der Bank gebracht, der Wirkung entfaltet hatte. Nach langer Verletzung hatte der Regisseur zahlreiche Offensivszenen eingeleitet; seiner Einwechslung in der 62. Minute ließ Uth noch 27 Ballaktionen folgen. Damit hatte er mehr als Mittelstürmer Steffen Tigges im gesamten Spiel. Doch Uth wird die Partie gegen Freiburg verpassen. Der 32-Jährige ist krank, das letzte Fünkchen Hoffnung auf eine rasche Heilung verging am Freitag. „Es ist bitter. Ich hoffe, dass er bald wieder gesund ist und ins Training einsteigen kann“, sagte Schultz, der von den nächsten zwei oder mehr Spielen sprach, in denen er auf Uth hoffe. Der Trainer denkt zwar nicht so langfristig wie der FC-Vorstand. Aber noch über den 34. Spieltag hinaus – und hofft auf die Relegation.

Dennoch ist die Erkrankung des Porzers ein Ärgernis. Uth hatte nach langer Pause ohnehin noch Rückstand, die halbe Stunde in Mainz plus Nachspielzeit sei eigentlich zu viel gewesen angesichts seines Fitnesslevels. Es hätte weiterer Trainingseinheiten bedurft, um Uth wieder an sein Niveau zu führen. „Diese Tage fehlen ihm jetzt wieder. Das ist sehr ärgerlich“, befand Schultz.

Der 46-Jährige ist seit Januar Kölner Trainer, und noch wehrt er sich erfolgreich gegen den Gedanken, dass es nach diesem Wochenende bereits vorbei sein könnte mit dem Versuch, die Klasse zu halten. Man habe im Training auch an „einer gewissen Schärfe“ gearbeitet, die es brauche im Abstiegskampf: „Wir wollen zu Hause ein anderes Gesicht zeigen, wir wollen mutig nach vorn spielen, denn wir brauchen die drei Punkte“, sagte er.

Die Wahrscheinlichkeit sei „hoch, dass wir relativ gleich wieder anfangen“, sagte Schultz mit Blick auf die druckvolle Schlussphase in Mainz. Dennoch habe jeder seiner Spieler die Chance, sich anzubieten. Mark Uth wird zwar nicht zur Verfügung stehen, um den in Mainz enttäuschenden Luca Waldschmidt zu ersetzen. Doch könnte Florian Kainz versuchen, seinen Schwung aus der Schlussphase in der Mewa-Arena mitzunehmen. „Diverse Spieler“ seien ihm in den Turnierformen der vergangenen Tage aufgefallen, er habe „gute Aktionen“ gesehen, erklärte Schultz – und ergänzte mit dem Lächeln eines Mannes, der nicht mehr viel hat außer einem letzten Rest Hoffnung: „Gut, wenn man so viele Alternativen hat.“

1. FC Köln: Schwäbe - Schmitz, Hübers, Chabot, Finkgräfe - Martel, Huseinbasic - Thielmann, Kainz, Maina – Tigges; SC Freiburg: Atubolu - Kübler, Keitel, Gulde - Doan, Eggestein, Höler, Günter - Sallai, Grifo – Gregoritsch; Schiedsrichter: Storks (Ramsdorf).

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